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Dienstag, 27. August 2013
Theologischer Gemeindetag mit Prof.Dr. Wolfgang Bienert vom 01.Juni 2013
moderator, 16:29h
Theologischer Gemeindetag in St. Laurentius
mit Prof. Dr. Wolfgang Beinert „Wie der Hirte zu den Schafen kommt – Die Bedeutung der Kirche vor Ort“ Bänke mussten zusätzlich in unseren Pfarrsaal geschafft werden – dann konnte Prof. Beinert mit seinem Referat beginnen, das sich mit der Situation der katholischen Kirche in Deutschland und mit der oberhirtlichen Planung pastoraler Großräume – nicht allein in unserer Diözese – in Anpassung an dramatisch zurückgehende Priesterzahlen beschäftigte. Den vollen Wortlaut des Referates können Sie im Internet auf unserer Homepage www.laurentius-berlin.de unter „Aktuelles“ nachlesen oder im Pfarrbüro schriftlich anfordern. Nachstehend eine kurze Zusammenfassung der Gedanken von Prof. Beinert: Zur Charakterisierung der Problematik nannte Prof. Beinert einige Zahlen: Im Jahre 2011 waren wir in Deutschland noch 24,5 Mio. Katholiken, von denen etwa 3 Mio. (das sind 12,3%) regelmäßig den Sonntagsgottesdienst besuchten; sie bildeten 11.398 Gemeinden (1990 noch 13.318 Gemeinden, also 14,4% mehr als 2011) und wurden von 14.847 Priestern betreut (1990 noch von 19.707 Priestern, also 25% mehr als 2011). Mithin: Der Umfang der Herde schmilzt, jedoch noch dramatischer die Anzahl der sie betreuenden Hirten. Im Jahre 1995 ließen sich in Deutschland fast 250 junge Männer für den priesterlichen Dienst weihen, im Jahr 2012 waren es nur noch 101 (ein Minus von knapp 60% gegenüber 1995); das sind „rein rechnerisch nur mehr knapp drei Neupriester pro Diözese…“ Ein Neupriester von 2011 habe sieben ausscheidende Kollegen zu ersetzen. Prof. Beinert unterschätzt nicht die Schwierigkeiten, mit denen die Oberhirten bei dieser Entwicklung konfrontiert sind. Er wendet sich dennoch entschieden gegen rein organisatorische, zudem damit verordnete großräumige Lösungen zu Lasten von Gemeinden. Sie könnten nur als vorübergehende Notmaßnahmen verstanden werden, nicht als therapeutische Lösung. Vielmehr tritt Prof. Beinert für die Präsenz der Kirche vor Ort ein, also für den Erhalt der Gemeinden, unter Beachtung der Bedürfnisse der dort lebenden Menschen. Hier einige von Prof. Beinerts Argumenten: - Die Kirche vor Ort ist für die Menschen essentiell bedeutsam, deshalb unaufgebbar. Sie ist zudem wesentlicher Teil der Universalkirche. - Die Gemeinde ist Geflecht sozialer Beziehungen, auch zu Menschen und Institutionen im Umfeld; zudem Ort wesentlicher Lebensvollzüge. - Als Mittelpunkt, zu dem Menschen sich zugehörig fühlen, ist sie unaustauschbarer Teil von Heimat, nicht auf andere Lebensräume ohne Weiteres übertragbar. - Papst Franziskus: „Die Pfarrei in der Nachbarschaft (ist) die ‚Zugangspforte‘ zur katholischen Religion.“ - Gemeinde ist die Versammlung zum Hören des Gotteswortes und zur Feier der Eucharistie. Die eucharistische Gemeinschaft soll auch in das Alltagsleben übertragen werden – „nur sinnvoll bei einer überschaubaren und die Lebenswelt soweit als möglich miteinander teilenden Gemeinde.“ Dazu gehört eine gewisse Intimität. - Zugänglichkeit zu Gottesdiensten vor Ort muss gegeben sein. Mobilität insbesondere von Familien, von Kindern (Sakramentenunterricht, Kindergruppen usw.), von alten Leuten wird von den Organisatoren überschätzt. - Bei größeren Entfernungen zur nächsten Kirche sollten die Pfarrer eine Garage mieten und wenigstens von einem Laien Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung halten lassen (Papst Franziskus als Erzbischof von Buenos Aires, wo zwischen zwei Pfarreien eine Entfernung von etwa 2.000 Metern besteht). Bei der so dargestellten Bedeutung der Gemeinden und ihrer Bedürfnisse muss der Hirte – so Prof. Beinert – trotz der erheblichen Lücke, die zwischen der Anzahl der Gemeinden einerseits und der Anzahl der Priester andererseits mehr und mehr klaffen wird, zu den Schafen kommen. Dies ist mit den traditionellen Aufgabenträgern, also mit den Priestern, allein nicht durchführbar, deshalb aber auch auf keinen Fall – so Prof. Beinert – durch rein organisatorische Maßnahmen. Andere Wege sind anzuzielen: - Änderung der Zulassungsbedingungen zum Weiheamt. Dabei kommt auch die bisher zwingende Verbindung zwischen Priesterweihe und Zölibat in die Diskussion (dieses Junktim ist laut Prof. Beinert nie gesamtkirchlich gewesen); - Beauftragung von geeigneten und fortgebildeten Laien mit der Leitung von Pfarreien, ohne eucharistische Befugnisse. Bisher ungewohnte Maßnahmen sind erforderlich. Schuldig könne die Kirche werden, wenn – so Prof. Beinert – „sie entweder keine Maßnahmen träfe, um die Gemeinschaft der Christgläubigen hinreichend zu ermöglichen, oder mögliche Maßnahmen verweigerte aufgrund bloßer traditioneller innerkirchlicher Vorbehalte.“ Mit dem Weg der großräumigen Seelsorge werde die Frage der angemessenen Eucharistiemöglichkeit für die Christen vor Ort nicht beantwortet. In der Diskussion - trat Prof. Beinert entschieden für das kirchliche Amt ein, also für die Beauftragung durch den zuständigen Bischof und gegen selbst ernannte Hirten; - wurde auf die Beauftragung der Diakonatshelfer (dann Kommunionhelfer, Gottesdienstbeauftragte) zur Austeilung der Eucharistie auch in Wortgottesdiensten ohne Priester durch Kardinal Bengsch hingewiesen, was über Jahrzehnte so praktiziert wurde und in der nun gegebenen und sich weiter verschärfenden Notlage erneuert werden sollte. Bertram Janiszewski Anmerkung der Redaktion: Prof. Dr. Wolfgang Beinert, em. Ordinarius für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, hat sich in zahlreichen Veröffentlichungen mit der Theologie der Kirche beschäftigt, zuletzt in der eben erschienenen, zusammen mit Ulrich Kühn verfassten „Ökumenischen Dogmatik“. ... comment |
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